Unterstützung des Projekts „Une seule histoire“ von Schülerinnen und Schülern im Kamerun und Hamburg zum deutsch-kamerunischen Kolonialismus
„Kolonialismus? Das ist doch längst vorbei.“
In vielen europäischen Gesellschaften findet die eigene koloniale Vergangenheit wenig Beachtung. Dabei ist der Kolonialismus bis heute spürbar, nicht nur in Übersee. Hier setzt das vom Hamburger Lehrer Lukas Sellmann initiierte Projekt an: junge Menschen aus verschiedenen Kulturen sollen durch das Interesse an der gemeinsamen Geschichte zusammen gebracht werden, um sie darin zu unterstützen, als Weltbürger:innen ein friedvolles Morgen zu denken und aktiv zu gestalten.
Das Projekt „Une seule histoire“ möchte diese und andere Formen des individuellen und gemeinschaftlichen Erinnerns aufgreifen und gezielt mit Inhalten aktueller Forschungen sowie den Inhalten der Ausstellung „Hey Hamburg – Kennst du Duala Manga Bell?“ (Museum am Rothenbaum Kulturen und Künste der Welt, Hamburg) in Beziehung setzen. Im Fokus steht dabei die Frage, wie gleichberechtigtes und nationenübergreifendes Erinnern gelingen und als Basis eines gegenwärtigen sowie zukunftsbezogenen Miteinanders etabliert werden kann.
Dafür haben kamerunische Schüler:innen entlang einer ehemaligen deutsch-kolonialen Bahnstrecke lokale Formen des Erinnerns aufgespürt und durch Fotos, Videos und autobiografische Selbstzeugnisse dokumentiert. Im Fokus standen dabei die noch heute sichtbaren Spuren der deutschen Kolonialzeit, wie etwa das Schienennetz oder repräsentative Bahnhofsgebäude. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwieweit solche Überreste einer abgeschlossen geglaubten Vergangenheit auch heute das Denken und Handeln von Menschen in ehemals kolonialisierten bzw. kolonisierenden Gesellschaften beeinflussen. Die Eindrücke und Ergebnisse der Schüler:innen zeichnen dabei eindrucksvoll das Bild eines Landes, welches auch 2023 durch vielfältige und gewaltsame Konflikte geprägt ist, deren Ursprung in der kolonialen Fremdherrschaft wurzelt.
Im nächsten Schritt werden die Produkte der Reise medial und didaktisch aufbereitet und im Sommer 2023 im Hamburger Museum am Rothenbaum, ergänzend zur Ausstellung „Hey Hamburg – Kennst du Duala Manga Bell?“ präsentiert. Unter Mitwirkung von Lehrkräften kooperierender Schulen werden parallel Materialien in Französisch, Englisch und Deutsch erstellt, auf welche Lehrkräfte und Schüler:innen in der kritischen Auseinandersetzung mit dem (Post-)Kolonialismus zurückgreifen können.
Dadurch soll ein Beitrag zu einer gemeinsamen und grenzüberschreitenden Erinnerungskultur geleistet und das Thema des (Post-)Kolonialismus stärker in den gesellschaftlichen sowie lehrplanbezogenen Fokus gerückt werden.
Analog wollen Hamburger Schüler*innen unter dem Motto „Decolonize yourself!“ Orte mit kolonialgeschichtlichem Hintergrund in Hamburg aufsuchen und diese in und durch multimediale Formate neu kartographieren, bespielen und „dekonstruieren“.
Für die Erarbeitung der Ausstellung im Museum am Rothenbaum werden hier Spenden gesammelt:
https://www.spendenseite.de/zwischen-hamburg-und-douala/-51358
Fotos: Lukas Sellmann