Eigene Schule in Afrika fest im Blick
Im Rahmen eines Konzertes sammelte der noch junge Wilhelmshavener Verein wieder Spenden. Die Mitglieder setzen sich für bessere Bildungsbedingungen in armen Ländern ein.
Wilhelmshaven. Mit Texten und Klaviermusik wurde vom Verein Lehrerinnen und Lehrer ohne Grenzen (LoG) im Logenhaus Gutes getan. Am Ende kamen 800 Euro zusammen, teilte LoG-Gründerin und Vorsitzende Dr. Wiebke Endres erfreut mit. „1800 Kinder profitieren aktuell von der Hilfe des Vereins“, erzählte sie ihren Gästen. Dabei bleibe noch viel zu tun. „Weltweit sind 260 Millionen Kinder ohne Zugang zu elementarer Bildung und damit zu einem besseren Leben“, sagte die Pädagogin, die den Verein erst im Herbst 2021 aus der Taufe hob.
Kindersoldaten
Sie berichtete von einer zerschossenen Schule in Armenien, wo Krieg, Wut und Verzweiflung herrschten. Im „Saal der Helden“ würden Bilder getöteter Kindersoldaten gezeigt. Auf Bali sei man sicher der Bildung als Schlüssel zur Selbstbestimmung bewusst. Die Kinder warteten aber zu 90 Prozent auf Lehrer, die nicht kämen. In Kamerun würden Kinder in der Trockenzeit zum Sterben an die Straße gelegt. „Immense globale Herausforderungen verlangen gemeinsame Lösungen von uns allen“, erklärte sie.
Da war es nur passend, dass Pianistin Mirka Dutjer mit „Imagine“ von John Lennon begann. „Vor 60 Jahren hatten Lennon bereits den Traum von einer besseren Welt. Damals waren es noch 60 Millionen Kinder weltweit ohne Zugang zu Grundbildung. Im Verein sind wir alle ein bisschen Träumer wie er“, versicherte Endres.
Dutjer spielte weitere zauberhafte Melodien, im Wechsel mit Lesungen von Autorin Regine Kölpin und Schauspielerin Sibylle Hellmann. „Als Mutter und Großmutter liegen mir Kinder am Herzen“, so Kölpin. Sie las aus ihrer Familiensaga „Das Haus am Deich“. Die sei inspiriert von der Familiengeschichte ihres Mannes. „Aus Dingen, die stimmen, mache ich eine neue Geschichte mit wahren Anteilen“, erklärte sie. Hellmann trug lebhaft Kapitel des Buchs „Hallo Mister Gott, hier spricht Anna“ vor, das auch die Frage nach Gerechtigkeit stellte.
Endres sprach auch über ihre eigene fünfte Klasse am Neuen Gymnasium, die ein kleiner Junge aus Mariupol besuchte. „Es ist schön zu sehen, wie die Kinder ihn aufnehmen und mit ihm lachen. Ich hätte nie gedacht, dass einer meiner Schüler mal sagen würde `Mein Vater zieht morgen in den Krieg´“.
Briefaustausch
Mit Kindern einer Partnerschule in Mombasa schreiben sich ihre Schüler. „Es ist schön zu sehen, wie die Welt zusammenwächst. Kinder erleben aber auch Ungerechtigkeit. Wie kann es sein, dass Kinder in Kenia schon morgen kein Mittagessen mehr bekommen, warum sind sie außerhalb der behüteten Schule Gewalt ausgesetzt?“ LoG-Schatzmeisterin Annemarie Castillo fährt demnächst zu einer Partnerschule nach Cusco in Peru. Gerade wurde ein Siebentonner mit Schulmöbeln für Moldawien, eines der gefährdetsten Länder derzeit, gefüllt. Die Vorsitzende möchte im Januar dorthin reisen. „Mädchenbildung ist uns ein besonderes Anliegen, gerade in Afghanistan“, bekräftigte Endres.
Bald werde LoG eine eigene Schule in Afrika gründen. Es entstehe ein Netzwerk von Schulen. Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) liegen ihr besonderes am Herzen. Global hätten 90 Prozent der Kinder erstmals naturwissenschaftlich Unterricht, da LoG Materialien dafür entwickle.
Quelle: Wilhelmshavener Zeitung vom 17.05.2022 (Seite 6), Autor: Henning Karasch