Briefe aus Afrika begeistern – „Little Angel“ in Kenia kooperiert mit Gymnasium 

Wilhelmshaven. Das war eine Riesenfreude und Spannung in der Klasse 5e des Neuen Gymnasiums Wilhelmshaven (NGW), als die Kinder die Post ihrer Brieffreunde aus dem Waisenheim „Little Angel“ in Likoni, einem Vorort von Mombasa in Kenia, in Händen hielten. Das 2009 von der Dorfgemeinschaft gegründete Waisenheim wird seit 2011 von Anja Friedrich unterstützt, die die Briefe überreichte und die Post der Kinder entgegennahm. Die Jungen und Mädchen aus Wilhelmshaven stellten in ihrer Post ihre Stadt dar, was sie besonders schön finden und wie ihr Alltag aussieht. Anja Friedrich, Integrationsberaterin bei Pro Connect Oldenburg, übernahm nach einem Keniaurlaub die Patenschaft für ein Mädchen. Sie ging 2011 über eine Vermittlungsorganisation für drei Monate nach Kenia.

Post direkt nach Kenia

Nach ihrer Rückkehr gründete Anja Friedrich mit Freundinnen den Förderverein „Little Angel – ERMA Hope & Eco e. V.“. Seither besucht sie zweimal jährlich Likoni für vier bis fünf Wochen. Anja Friedrich wird die liebevoll gestalteten Briefe, Collagen und kleinen Hefte der Wilhelmshavener Kinder an eine Studentin in Süddeutschland senden, die drei Monate als Freiwillige dort war und nun in ihren Semesterferien wieder hinfliegt. Sie nimmt die Post mit nach Likoni, da auf dem Postwege zu viel verloren geht. Die Oldenburgerin selbst fliegt Ende April erneut für vier Wochen nach Kenia.

Vor zwei Jahren hatte Dr. Wiebke Endres, heute Klassenlehrerin der 5e des NWG Wilhelmshaven, einen Vortrag von Anja Friedrich über „Little Angel“ gehört und war begeistert. Die Studiendirektorin gründete im letzten September einen eigenen Verein, „Lehrerinnen und Lehrer ohne Grenzen (LoG) e.V.“ für Bildungsprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern. „Little Angel“ sei nun als Projekt bei „Lehrerinnen und Lehrer ohne Grenzen“ gelistet, sagte Dr. Wiebke Endres, und werde in viele Projekte einbezogen. Mit konkret fassbaren Partnern vor Ort könnten Chancen und Herausforderungen zuhause und global am besten erkannt und bewertet werden.

Aspekte der Bildung

Aspekte der Bildung für nachhaltige Entwicklung und der Demokratiebegriff in der Klasse seien besonders wichtig. Da die Schüler in Kenia oft spät eingeschult wurden, sind sie teils älter als die NGW-Schüler, 14 oder 15 Jahre alt. Manche der jungen Kenianer sprachen bis zum zwölften Lebensjahr Kisuaheli und lernten dann Englisch. Jahrgang fünf ist in Likoni kleiner als am NGW. Dafür ist dort ein großer Kindergarten im Aufbau, berichtete Anja Friedrich.

Während der Corona-Pandemie schloss der kenianische Staat die Schulen für neun Monate. Waisen, die zu Verwandten zogen, wurden dort von „Little Angel“ mit Lebensmitteln versorgt. Viele setzte der Lockdown in ihrer Entwicklung zurück und leider, so Anja Friedrich, gab es in der Zeit Missbrauch und frühe Schwangerschaften. Onlineunterricht ist in Kenia unmöglich. Nun soll der Unterricht gestrafft und sollen die sonst zweimonatigen Sommerferien verkürzt werden. Die Klasse 5e ist jetzt schon ganz gespannt auf die Antworten aus Kenia. Zu Ostern möchten sie mit dem Projekt „Ei für Ei“ mit dem Verkauf gefärbter Eier für die Proteinversorgung in dem afrikanischen Land sammeln.

Quelle: Nordwest-Zeitung vom 14.03.2022, Autor: Henning Karasch:   https://www.nwzonline.de/wilhelmshaven-schule-briefe-aus-afrika-begeistern_a_51,6,2186970902.html